Text von Donnerstag, 17. Mai 2007
Drei einig: Elisabeth zwischen den Häusern | ||
Marburg * (jnl)
Unter dem Titel "Heilige und andere Wunder" setzt sich die gastgebende Künstlerin Ursula Eske gemeinsam mit dem Maler Siegmund Köhler und dem Foto-Konzeptkünstler Horst-Michael Kühne mit der Gegenwart der Heiligen Elisabeth im Jahr ihres 800sten Geburtsjubiläums auseinander. Ein Anliegen der Bildenden Kunst ist das Ausloten der Zeit- und Tiefen-Strukturen. Die im "Atelier Zwischen den Häusern" am Freitag (11. Mai) ging mit einem Dreiklang-Crescendo genau diesen Weg. Besonders reizvoll ist dabei, dass aus sehr unterschiedlichen Stilmitteln dennoch ein bewegender Zusammenklang erwächst. Im Eingangsbereich trafen die Besucher auf die Fotoarbeiten Kühnes. In einem aufwendigen Verfahren legte der Dortmunder Überblendungen von Darstellungen der Marburger Patronatheiligen mit Film-Idolen der 1950er Jahre an. Die Schichten sind klar erkennbar und unabhängig voneinander. Beide liegen quer zueinander. Wahrgenommen wird dabei genau das, was man heraussehen möchte. Doch das zugleich Vorhandene blendet sich unabschließbar mit in das Sichtfeld hinein. Der Künstler erreicht damit, dass ein bewußter Betrachter die von ihm immer mit eingebrachten Zeit-Kontext-Schichten hier einmal hellwach erlebt und reflektiert. Die zusätzlich in den großflächigen Foto-Collagen angebrachten hellen Rahmen-Hervorhebungen verrätseln die Arbeiten in herausfordernder Weise. Denn natürlich sind die Brennpunkte des Betrachter-Interesses meistens Ausschnitten statt des "großen Ganzen" gewidmet. Die beiden anderen Wände des hellen Parterre-Raums sind den Gemälden des in Marburg lebenden Siegmund Köhler vorbehalten. Dass er im Hauptberuf Arzt ist, kann man aus den sensiblen Farbstudien in Rot, Ocker und Schwarztönen nicht erschließen. Ein großes Bild beispielsweise besteht aus je 40 Prozent konturierten Schwarz- und Rotflächen, in deren Mitte ein Spalt aus intensiven Ocker-Goldtönen hervorbricht. Entgegen Kühnes intellektueller Methodik betont Köhler eher die Emotionen. Beide zusammen ergeben bis in die Farbharmonien hinein ein miteinander Funken schlagendes Induktions-Paar. Im Gewölbekeller des Fachwerkbaus trifft der Besucher auf die von Ursula Eske gestaltete Installation "E-licht-abeth". Das raumfüllende Werk stellt einen aus dünnen Stahlstäben bestehenden Kirchenbau dar. Er wird beleuchtet von zwei von der Decke hängenden kleinen Lichtquellen. Unter den Grundriss gelegte spiegelnde Walzstahlfolien verteilen das auf sie treffende Licht über den ganzen gewölbten Raum aus braunen Lehmziegeln. Die Wirkung des Ensembles ist ein sehr stimmungsvoller, ins Meditative weisende Grundton, besonders wenn man die pendelnden Licht-Lote ganz sacht anstößt. Die in den Raum ragenden Stäbe ergeben an den Wänden eine dichte Struktur aus Widerschein und Spiegelungen. Das Medium Licht wird zu einem Komplizen der Raum-Rekonstruktion. Der meditative Charakter steht für manchen Betrachter möglicherweise in Widerspruch zu ausgehängten Texten, die einen eher religionskritische Grundhaltung ausdrücken. Die drei Bestandteile der Ausstellung "Heilige und andere Wunder" stehen in einem sich gegenseitig befeuernden, fruchtbaren Verhältnis zueinander. Mit geringen Mitteln ist es der Werkstatt Ursula Eskes gelungen, eine inspirierende Austellung zusammenzustellen. | ||
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