Text von Samstag, 19. Mai 2007
New Voices: Hanne Hukkelberg im KFZ | ||
Marburg * (jnl)
Als Fundstätte musikalischer Trüffel erwies sich erneut der Kulturladen KFZ. Am Freitag (18. Mai) gastierte dort die Norwegerin Hanne Hukkelberg mit ihrer vierköpfigen Begleitband. Die 28-Jährige stellte ihr frisch erschienenes zweites Album "Rykestrasse 68" vor. Entstanden ist das Song-Material darauf während eines halbjährigen Arbeitsaufenthalts in Berlin. Das Werk hat ihr viel Lob sowie 2006 den Norwegischen Grammy "Spellemansprizen" eingebracht. Ihr eigenständiger Mix aus Elementen des Jazz, Rock und experimentaler Performance passt in keine herkömmliche Schublade. Um so gespannter war man, diese hochbegabte Musikerin auf den Spuren von Laurie Anderson live in Marburg zu erleben. Die Bühne überraschte mit einem umgedrehten Fahrrad und zahlreichen weiteren ungewöhnlichen Klang-Instrumenten. Topfdeckel, ein Spielzeugklavier, eine Schreibmaschine und Samples aus dem Laptop erweiterten spielerisch und stimmig den Sound der Multi-Instrumentalisten-Combo. Hukkelberg selber sang, spielte dazu Keyboard oder Perkussion. Ein exzellenter Jazz-Schlagzeuger sowie ein Bassist gaben eine rockige Basis dazu, die für leisere Töne aber genügend Raum ließ. Der Gitarrist wechselte fliegend und immer gekonnt zum Akkordeon oder an die Keyboards. Als zweite Gesangsstimme ebenso wie an der Querflöte, Perkussion und Zither prägte die zweite Frau in der Band wesentlich den Sound-Raum. Bei jedem neuen Stück entstand so zu der darin erzählten Geschichte ein unverwechselbares Klangbild. Herausragend ist dabei Hukkelbergs äußerst eindrucksvolle Gesangsstimme, die über mehrere Oktaven reicht. Das Konzert folgte in der Stücke-Auswahl im wesentlichen dem aktuellen Album. Opener war "Berlin", eine skurrile Schilderung von Szenen und Stimmungen aus dem Alltag am Prenzlauer Berg. Gefolgt wurde es von "Cheater's Armoury", einem sehr rockig-verspielt abgehenden Stück, das als Single-Auskopplung ungeplant von einem Fan-Künstler zu einem gleichnamigen Zeichentrick-Kurzfilm verarbeitet wurde. Weitere Songs wie Northwind, The Pirate, Ticking Bomb umreißen das an Filmmusiken erinnernde Themenspektrum. Der Titel "Obelix" bezieht sich nicht etwa auf den Comic-Helden, vielmehr geht es um den Kater von Hanne. Dessen lautes Schnurren geht als Klang-Folie in ein wunderbares Kabinettstück ein. Ein einziges Stück, "Boble", wurde auf Norwegisch statt in englischer Sprache vorgetragen. Das sei sie ihrem Land schuldig, meinte die Musikerin. Drei Titel vom Vorgänger-Album "Little Things" rundeten das Ganze ab. Als Zugabe kam eine genial eigenständig gestaltete Cover-Version von Ray Davies Charts-Hit aus den 1960ern "All Day and all of the Night". Das ruhige "Words and a piece of paper", eine Schilderung der Schwierigkeiten, seine Liebe auf Papier zu bringen, brachte die begeisterten Ovationen des 110-köpfigen Publikums zu einem befriedigten Ende. Noch gilt Hanne Hukkelberg als Geheimtipp und Liebling der Musikkritiker. Auf ihrer aktuellen Tournee durch alle Hauptstädte Europas London, Paris, Rom, Ljubljana, Bern, Amsterdam geht sie daran, weithin bekannt zu werden. Die KFZ-Reihe "New Voices", die dieses Kleinod von Konzert beschert hat, ist eine großartige Bereicherung der Marburger Musik-Landschaft. | ||
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