Text von Samstag, 22. Dezember 2007
Ein Türke mit Bart: Fremdartiges vom Weihnachtsmann | ||
Marburg * (fjh)
Auf dem Kopf trägt er eine rote Zipfelmütze mit weißem Bommel. "Die hat nur 99 Cent gekostet", berichtet Gerhard MacKeldey. Mit Hilfe dieser mütze testet der Marburger Literat die Leute auf der Straße. Ich treffe ihn in eisiger Kälte vor dem Postamt an der Bahnhofstraße. Dort steht die Schalter-Schlange inzwischen bis zur Außentreppe. Draußen vor der Tür stehen die Leute auf verlorenem Posten. Ein jeder hat sein Päckchen zu tragen. Die meisten wollen ihres drinnen aufgeben. Keinesfalls aber möchten sie angesichts des Andrangs schon draußen aufgeben. MacKeldey macht sich einen Spaß daraus, die Leute auf der Straße anzusprechen. Besonders gerne wendet er sich in seiner vorweihnachtlichen Tracht an junge Türken. Die fragt er dann aus über ihre Vorstellungen vom Nikolaus. "Wisst Ihr, woher der kommt", habe er gefragt. "Aus Schweden oder Norwegen", habe er dann oft zur Antwort bekommen. Doch das habe er strikt verneint: "Der Nnikolaus kommt aus der Türkei." Der Legende nach war der Heilige Nikolaus Bischof von Myrna. Diese Stadt liegt heute in der Türkei. Allerdings hätte Nikolaus als Katholik dort heute wenig zu melden, meint MacKeldey. Würde er heute dort leben, müsste er vielleicht in Deutschland Asyl beantragen. Das würde ihm nach den vorherrschenden deutschen Gesetzen aber vermutlich verwehrt werden, beklagt der Schriftsteller. Doch selbst das urdeutsche Weihnachtsfest, das viele Zeitgenossen für einen Ausbund mitteleuropäischer Kultur halten, greift auf den persischen Mithras-Kult und einen Türken namens Nikolaus zurück, der dort dann in rotem Mantel und gleichfarbiger Zipfelmütze mit langem weißem Rauschebart als Weihnachtsmann fröhliche Urständ feiert. | ||
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