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Text von Dienstag, 3. April 2007

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 Defizit gesteigert: RMV benachteiligt Marburg 
 Marburg * (sts)
"Das Defizit von 5,3 Millionen Euro im Nahverkehr ist nicht hausgemacht", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Kühne. Im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung hatte Oberbürgermeister Egon Vaupel am Freitag (30. März) dieses Rekord-Defizit bekanntgegeben.
2005 hatte das Defizit 3,5 Millionen Euro betragen. In erster Linie seien verminderte Ausgleichszahlungen der Grund für die finanziellen Ausfälle, erklärte Kühne am Dienstag (3. April). Dagegen konnten die Stadtwerke Marburg (SWM) den Fahrkarten-Verkauf sogar leicht steigern. Durch die Tariferhöhung steigen die Erlöse in diesem Bereich sogar deutlich.
Wie ist also die über 50-prozentige Defizit-Steigerung zu erklären?
Die Stadtwerke Marburg sind mit vielen regionalen Anbietern im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) zusammengeschlossen. Durch den RMV können die Kunden Fahrkarten in Marburg kaufen, die im gesamten Verbundgebiet Gültigkeit haben, also beispielsweise auch zur Nutzung einer Frankfurter S-Bahn berechtigen. Die Einnahmen aus diesen Karten-Verkäufen gehen zunächst an den RMV selbst, wo sie nach einem speziellen Schlüssel wieder auf die einzelnen Anbieter verteilt werden. Im vergangenen Jahr nun ist dieses Zahlungssystem novelliert worden, wodurch den Stadtwerken Marburg ein Einnahme-Verlust von einer Million Euro entstanden ist.
"Das neue System benachteiligt die Tarif-Randgebiete, zu denen auch Marburg gehört", erklärte Kühne. "Wir befinden uns derzeit in intensiven Verhandlungen mit dem RMV, um hier eine Verbesserung zu erzielen." Die Stadtwerke seien "in höchstem Maße abhängig vom Verteilungsmodus des RMV".
Rund eine halbe Million Euro ging durch verringerte Ausgleichszahlungen vom Bund verloren. Ausgehend vom so genannten "Koch-Steinbrück-Papier" betreibt die Bundesregierung einen gezielten Subventionsabbau. Das hat Auswirkungen auf Marburg: Die Ausgleichszahlungen für die Schüler- und Schwerbehinderten-Beförderung wurden um 340.000 beziehungsweise 140.000 Euro gekürzt.
Die Stadtwerke befinden sich damit in einer paradoxen Situation: Einerseits steigt der Bedarf auf einen Ausbau des derzeitigen Angebots (erhöhter Fahrkartenverkauf), andererseits muss in finanzieller Hinsicht eher an eine Verminderung des Angebots gedacht werden.
Dass seit Dezember 2006 bestehende Liniennetz hat die Kosten durch den Einsatz von mehr Bussen noch einmal erhöht. "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir nicht mehr über eine Erweiterung unserer Leistungen diskutieren brauchen", sagte Kühne auch im Hinblick auf die Diskussion im Stadtparlament, in der die CDU-Fraktion Fahrplan-Änderungen gefordert hatte.
Fragt sich nun, wie das Defizit von 1,9 Millionen Euro aufgefangen werden kann?
"Ich gehe derzeit davon aus, dass wir das durch Gewinne in anderen Sparten des Unternehmens ausgleichen können", hofft Kühne. Zum Jahresabschluss werden die Stadtwerke seiner Auffassung nach kein defizitäres Ergebnis präsentieren.
 
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