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Text von Mittwoch, 11. April 2007

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 Arm trotz Arbeit: Podium zum Mindestlohn 
 Marburg * (sts)
Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Arm trotz Arbeit! Warum wir einen gesetzlichen Mindestlohn brauchen" endete am Dienstag (10. April) die Eröffnung des neuen Wahlkreisbüros der Linkspartei. Auf dem Podium diskutierten die Stadtverordnete Eva Gottschaldt, der Bundestagsabgeordnete Werner Dreibus sowie Andreas Staets und Tjark Sauer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Moderiert wurde die Veranstaltung vor rund dreißig Interessierten von Ulrike Eifler.
In seinem Eingangsstatement machte Dreibus auf die problematische Situation aufmerksam: "Rund 40 Prozent aller Arbeitsverhältnisse in Deutschland bewegen sich im Niedriglohn-Sektor. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Praktika, Leiharbeit oder Schein-Selbständigkeit nehmen überproportional zu."
Drei wesentliche Fehlentwicklungen lägen dem zugrunde, meinte Dreibus: Die bezahlte Arbeit gehe aus. Die Arbeitsverhältnisse seien unsicher und Arbeit werde immer schlechter bezahlt. Der einzige Ausweg aus dem Dilemma sei ein gesetzlich festgeschriebener Mindestlohn.
"Die Höhe ist nicht das entscheidende. Die generelle Einführung muss unser Ziel sein", hielt Dreibus nicht steif an den von seiner Partei geforderten acht Euro fest. Denn nur, wenn den Menschen ihre ökonomische Selbständigkeit gewährleistet würde, könne auch an die Gründung einer Familie gedacht werden.
"Eng befristete Arbeitsverhältnisse wirken einer Familienplanung entgegen", sagte der 59-jährige gebürtige Offenbacher. Besonders betroffen seien junge Frauen.
Dies zeige sich gerade auch bei den Akademikerinnen, wie Sauer aufzeigte. 44 Prozent aller Frauen absolvierten nach ihrem Studium ein Praktikum, häufig sogar mehrere. Bei den Männern seien es nur 23 Prozent. Der Ersetzung fester Arbeitsverhältnisse durch den Einsatz von meist unentgeltlich arbeitenden Praktikanten müsse Einhalt geboten werden.
Gerade die Frauen als hauptsächlich Betroffene müssten parteipolitisch verstärkt in den Blick rücken, forderte Eifler. Die Mindestlohn-Forderung sei letztlich auch eine Forderung nach Geschlechter-Gleichbehandlung.
Die Betroffenen müssten aus ihrer durch wirtschaftliche Not verursachten Frustration und Depression geweckt und zum gemeinsamen Handeln bewegt werden. Gemeinsam mit den Gewerkschaften werde sich die Linkspartei auf allen Ebenen für einen gesetzlichen Mindestlohn einsetzen, versprach Dreibus abschließend.
 
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