Text von Samstag, 10. November 2007
Arm und reich: Vermögen sind ungleich verteilt | ||
Marburg * (fjh)
"Man kann nicht über Armut reden, ohne auch über Reichtum zu sprechen", meinte Prof. Dr. Christoph Butterwegge am Donnerstag (1. November) in Marburg. Deshalb setzte der Kölner Armutsforscher das Vermögen des reichsten Bundesbürgers mit dem Hartz-IV-Regelsatz ins Verhältnis: Der Supermarkt-Betreiber Theo Albrecht besitze 38 Milliarden Euro Privatvermögen. Damit verfüge er über 100-millionen-mal so viel Geld wie ein Erwerbsloser! Geld und Sachvermögen sind in Deutschland ausgesprochen ungleich verteilt. Das hat eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden. Die am mittwoch (7. November) veröffentlichten Zahlen zeigen frappierende Unterschiede zwischen dem Vermögen von Männern und Frauen, von West- und Ostdeutschen und zwischen Menschen mit oder ohne Migrations-Hintergrund. Für seine Studie hat das DIW Ersparnisse, Wohn-Eigentum, Rentenansprüche, Versicherungen, Kunstwerke, Münzen oder Briefmarken berücksichtigt. Davon abgezogen wurden alle Schulden. Grundlage der Erhebung war das Jahr 2002. An der ungleichen Verteilung des Vermögens dürfte sich nach Ansicht der Autoren bis heute aber nichts geändert haben. Zwei Drittel der Bundesbürger über 17 Jahre verfügen demzufolge über kein oder nur ein sehr geringes Vermögen. Praktisch leben sie von der Hand in den Mund. Dagegen besitzen zehn Prozent der Bevölkerung knapp 60 Prozent des Gesamtvermögens. Zusammengenommen häufen sich auf bundesdeutschen Konten 6,5 Billionen Euro an. Zieht man davon die Schulden aller Deutschen ab, so ergibt sich immer noch ein betrag von 5,4 Billionen Euro. Wäre diese gigantische Summe gleichmäßig auf alle verteilt, besäße jede und jeder ein Guthaben von 81.000 Euro. Tatsächlich verfügt ein Westdeutscher durchschnittlich aber nur über ein Vermögen von rund 15.000 Euro. Ostdeutsche kommen im Durchschnitt nur auf die Hälfte davon . Migranten haben in der Regel sogar nur 500 Euro gespart. Im Mittelwert besitzen Männer gut 40 Prozent mehr als Frauen. Mit zunehmendem Alter steigt indes auch das Vermögen deutlich an. Die ungleiche Verteilung des Reichtums hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Als Grund dafür hat das DIW die Tatsache ausgemacht, dass die Wohlhabenden ihr Geld dank ordentlicher Zins-Erträge schneller vermehren als alle anderen. "Der Deibel scheißt nicht auf einen kleinen Haufen", erklärt diese Entwicklung auch der Volksmund schon seit Jahren resigniert. Wer von eigener Hände Arbeit lebt, der guckt derweil in die Röhre. Zwischen 1996 und 2006 ist der Anteil von Kapital- und Vermögens-Erträgen am gesamten Volkseinkommen um 4 Prozentpunkte auf rund 34 Prozent gestiegen. Die Löhne hingegen haben im gleichen Zeitraum stagniert. Zugenommen hat in Deutschland indes auch die Armut: Rund 7,4 Millionen Menschen beziehen nach Zahlen des Deutschen Landkreistags inzwischen Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) oder dem Sozialgesetzbuch XII (SGB XII). Butterwegge schätzt, dass hierzulande etwa 2,7 Millionen s.inder von Sozialleistungen leben. | ||
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