Text von Mittwoch, 14. März 2007
Für die Zukunft: Ausbildung zu Bau-Berufen | ||
Marburg * (sts)
"Wir bauen für die Zukunft" lautete das Motto für den Tag der offenen Tür im Marburger Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft. Als Schirmherr der Veranstaltung wies der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) am Mittwoch (14. März) n auf die große Bedeutung der qualifizierten Ausbildung und die beruflichen Chancen in der Baubranche hin. Nach jahrelangem Arbeitsplatz-Abbau hat das Image des Baugewerbes Schaden genommen. "Als wir 1981 hier anfingen, mussten wir Zelte aufbauen, um alle Lehrlinge unterzubringen", berichtete Ausbildungsleiter Günter Wick. Damals wurden 120 Jugendliche zu Maurern, Straßenbauern oder Pflasterern ausgebildet. Heute ist es gerade einmal die Hälfte. Zur besseren Auslastung der Kapazitäten werden mittlerweile auch Dachdecker oder Stapler-Fahrer im Bauzentrum ausgebildet. Eine Trendwende sieht Wick derzeit noch nicht, doch die Aussichten seien wieder deutlich besser: "Die Jugendlichen müssen nur wollen." Den auch von Rhiel viel zitierten Aufschwung in der Baubranche scheinen die hiesigen Betriebe bisher wenig zu verspüren. Vielmehr habe der Wegfall der Eigenheim-Zulage und die Umgehung der Mehrwertsteuer-Erhöhung das konjunkturelle Bild im Jahr 2006 verfälscht, wie Heinrich Grebe als Obermeister der Bezirksstelle Marburg einschätzte. Als Hauptgeschäftsführer des Verbands baugewerblicher Unternehmer in Hessen forderte Rainer von Bostel eine höhere steuerliche Absetzbarkeit von Handwerker-Rechnungen, um die erhöhte Mehrwertsteuer auszugleichen. Positiv bewerteten alle die neuen Herausforderungen, die durch den Klima-Wandel und den demografischen Wandel auf das Baugewerbe zukommen. Von der Wärmedämmung bis zum altersgerechten Wohnungsbau böten sich hier zahlreiche neue Perspektiven und Berufsfelder. Die zunehmende Technisierung stellt aber auch höhere Ansprüche an die Ausbildung. Zu Recht bemerkte Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD), dass sich in naher Zukunft die Frage stelle, wo die Jugendlichen zu finden seien, die in der Lage sind, die vorhandenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Auch der Vizepräsident der Handwerkskammer Kassel, Heinrich Gringel, monierte die große Zahl ausbildungsunfähiger Jugendlicher. Die enorme Tragweite der qualifizierten Schulbildung betonte auch Rhiel in seiner Rede. Neben den theoretischen Inhalten sei hier die Praxisnähe von entscheidender Bedeutung. Schon heute werde die Landesregierung eine weitere große Ausbildungsinitiative starten, um gerade die vielen Alt-Bewerber zu vermitteln. Den anwesenden Jugendlichen gab er den Rat mit auf den Weg, nicht "Träumen und Wunschvorstellungen nachzuhängen, sondern die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen". Auch ein zunächst ungeliebter Ausbildungsplatz könne berufliche Perspektiven eröffnen. "Lesen und schreiben bringen wir den Jugendlichen zur Not auch noch bei. Der Wille ist entscheidend", meinte dagegen Ausbilder Günter Wick. Wer Eigeninitiative zeige, auf ein Bauunternehmen zugehe, ein Praktikum absolviere, der werde auch eine Lehrstelle finden. "Die Leute vom Bau sind etwas eigen und gehen selten auf die Jugendlichen zu. Für engagierte junge Menschen haben sie aber immer ein offenes Ohr", versprach Wick abschließend. | ||
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