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Soziales


Europäischer Protesttag


05.05.2000 * (
FJH)
Mit einem Fest auf dem Marburger Marktplatz wandten sich 18 ortsansässige Organisationen am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung Behinderter an die Öffentlichkeit. Ihre Forderung "Eine Schule für alle" richtet sich gegen Pläne der hessischen Kultusministerin Karin Wolf, die 15 Jahre lang erfolgreiche Integration behinderter Kinder in Regelschulen durch Änderung des hessischen Schulgesetztes abzuschaffen.
Eine höhere Bildung hält Dr. Otto Hauck, Vorsitzender des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS), für eine wesentliche Voraussetzung für ihre Integration in Gesellschaft und Beruf. Am Vorabend zum Europäischen Protesttag sprach der blinde Richter bei einer Veranstaltung der Deutschen Blindenstudienanstalt. Anhand von Zahlen seines Vereins belegte Hauck, daß insbesondere Sprach- und Computerkenntnisse die Cancen auf eine Berufstätigkeit deutlich erhöhen. Während die Arbeitslosigkeit bei Nichtbehinderten rund 10 % beträgt, liegt sie bei Behinderten mit 18 % fast doppelt so hoch. Bei den blinden und sehbehinderten DVBS-Mitgliedern in der Datenverarbeitungsbranche hingegen beträgt sie gerade 5 %. "Nationalökonomen sprechen bei dieser Zahl von Vollbeschäftigung" erläuterte Hauck.
In anderen Berufsrichtungen steigt der Anteil arbeitsloser Vereinsmitglieder leicht an.Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit unter den DVBS-Mitgliedern in sozialen Berufen mit erschreckenden 25 %.
DVBS-Geschäftsführer Andreas Bethke forderte auf der selben Veranstaltung ein Gleichstellungsgesetz, das dem Grundgesetzartikel 3 "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden" zu praktischer Geltung verhelfen soll. Die blinde Landtagsabgeordnete Erika Fleuren (SPD) stellte einen entsprechenden Gesetzentwurf ihrer Fraktion vor und versprach, ihn auch dann umzusetzen, wenn die SPD vielleicht wieder in Hessen regiert.


28.04.2000: * Fest am Protesttag: Eine Schule für alle


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