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Wissenschaft


Bodenständig: Geologen-Trio baut auf festen Grund


28.08.2000 * (
CcM/SMa)
Schon das Büro der Jungunternehmer Stefan Dietzel, Ludwig Kornder und Markus Böhm erweckt den Eindruck persönlichen Engagements: Individuelles Ambiente verbindet sich mit geologischem Zubehör zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre.
Das Geologische Ingenieurbüro Dietzel & Kornder GmbH wurde 1990 von damaligen Geologiestudenten als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Der Wunsch nach Unabhängigkeit, persönliche "Standortmotive" und eine Marktlücke im Bereich praktische Geologie gaben den Anstoß, eine Existenzgründung zu wagen.
Während Anfang der 90er Jahre die Nachfrage eher auf dem Trend-Thema "Umwelt" lag, hat sich das Interesse mit der Zeit in Richtung Baugrund-Untersuchungen verlagert.
Jemand möchte zum Beispiel einen Spielplatz bauen. Um zu erfahren, ob der Boden schadstofffrei ist, gibt er eine "orientierende Bodenuntersuchung" in Auftrag. Die Marburger Geologen nehmen Proben aus verschiedenen Bodenschichten, die von einem Chemielabor außer Haus analysiert werden. Ist das Gelände kontaminiert - also verunreinigt - machen die Geologen Vorschläge zur Sanierung. Für die "Instandsetzung" des Bodens gibt es vielfältige Methoden, die vom Abtragen und Reinigen in einer Bodenwaschanlage bis zur "biologischen Neutralisation" mit Hilfe von Bakterien reichen. Die Anwendung der Verfahren hängt von der Zusammensetzung der Schadstoffe ab.
"Alle von uns haben verschiedene Schwerpunktgebiete", erklärt Markus Böhm, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Während der Mitbegründer Kornder hauptsächlich für "Gebäudesubstanzaufnahmen"- die Analyse von Baustoffen vor einem Gebäudeabriss - zuständig ist, kümmert sich Dietzel um die Sanierung. Böhm verwaltet die Finanzen und wartet die EDV. Die Projektbearbeitung "im Gelände" wird Hand in Hand bewältigt.
"Bei uns ist der Auftraggeber nicht so orientierungslos wie bei größeren Firmen", kommentiert Kornder die Vorzüge der Kombination von Büro und der Arbeit direkt vor Ort. Normale Bürozeiten garantiert dieser Job nicht. Dafür wird ein durchgearbeitetes Wochenende mit eigenen Erträgen belohnt.
Sehr spezielle Anfragen von Kunden fordern oft den Erfindungsgeist der Geologen heraus. Während größere Unternehmen solche Extra-Wünsche eher ablehnen, reizen gerade diese das Trio zu neuen Erfindungen.
Mut zahlt sich also aus - das beweisen Aufträge quer durch die Republik.


Je fremder die Fremden, desto mehr Hass


Wissenschaftler fordern unmittelbare Konsequenzen


03.08.2000 * (
CcM)
In den letzten Jahren ist die Gewalt gegen Ausländer allmählich angestiegen, erklärt Prof. Dr. Ulrich Wagner, Vertreter der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie der Philipps-Universität Marburg. Allerdings habe sich die Qualität verändert. Die Angriffe würden immer brutaler und seien immer häufiger direkt auf Menschen gerichtet.
In einer Untersuchung befasste sich seine Arbeitsgruppe mit der Erforschung von Vorurteilen und Diskriminierungen und den konkreten gesellschaftlichen "Fehl"-Entwicklungen wie fremdenfeindliche Gewalt und deren Akzeptanz.
Die Ursachen von Fremdenfeindlichkeit liegen nach Wagners Auffassung zum Teil darin, dass sich Menschen physisch bedroht und ihre materielle Lebensgrundlage gefährdet sehen. Gerade dort, wo direkte Erfahrungen mit Minderheiten fehlen, ist das Gefühl der Bedrohung von Kultur und Identität am größten. So haben Ostdeutsche mit 2% Ausländeranteil weniger Kontaktmöglichkeiten zu Immigranten als Westdeutsche mit 10%. Die Unsicherheit gegenüber Fremden geht paradoxerweise häufig mit einer Überbetonung der eigenen kulturellen Identität einher: je geringer das Selbstwertgefühl, desto größer der Geltungsdrang.
Man müsse sich vor allem auf die Ächtung von Gewalt gegen Fremde konzentrieren. Danach könne über mittelfristige Lösungen diskutiert werden, so Wagner. "Es gilt, dass die Feuerwehr kommt und den Brand löscht. Danach muss man überlegen, wie solch ein Brand in Zukunft vermieden werden kann."
Die Arbeitsgruppe plädiert nicht in erster Linie für härtere Strafen gegen rechtsradikale Gewalttäter. Die Unmittelbarkeit der Konsequenzen sei wesentlich wichtiger. "Ein Schüler, der was angestellt hat, und eine Woche später erst zum Direktor kommt, weiß gar nicht mehr, wofür eigentlich", erklärt Wagner. Die öffentliche Ablehnung von Gewalttaten entziehe potentiellen Tätern ihre vermeintliche soziale Unterstützung, die eine Basis ihres Handelns darstellt. Nach Wagners Einschätzung spielen dabei nicht nur die Politiker und die breite Öffentlichkeit, sondern auch die Medien eine große Rolle. Sie rücken das Trend-Thema "Fremdenhass" in den Mittelpunkt und können dadurch unter Umständen potentielle Täter zur Nachahmung animieren.
Wagner sieht die Schule als großes Potential, da durch die Schulpflicht die späteren Beteiligten dort "zumindest physisch anwesend" sind. "Die jetzige Situation hat vor allem mit der Haltung zu tun, die wir gegenüber Schule haben. Die Frage des Lernens von Kulturstandards muss als Zielvorstellung von Schule entwickelt werden. Ein massives Gegensteuern kann vor allem durch eine Neudefinition von Ausbildungszielen erreicht werden", so Wagner. Erhebliche Investitionen in neue Lehrmaterialien, die entsprechende Lehrerausbildung und eine adäquate Form des Unterrichts seien dafür absolut erforderlich. Dazu gehören auch interkulturelle Begegnungen, um jeglicher Form von "Provinzialisierung" entgegen zu wirken.
Die Arbeitsgruppe Sozialpsychologie hält deshalb eine Debatte von Wissenschaftlern, Praktikern und Politikern für absolut notwendig. Die Diskussionrunden in Deutschland seien im Gegensatz zu Schweden beispielsweise zu spekulativ. Viele Politiker sagten richtige Dinge, aber bislang fehle die Meinung von Sozialarbeitern und Wissenschaftlern, die diese Einschätzungen besser einordnen könnten. "Die richtige Maßnahme ist ein Runder Tisch, und zwar nicht mit dem Ziel, politisch Spektakuläres zu erreichen, sondern effektiv und praktisch zu arbeiten."


27.07.2000 * Kenntnisstau vor der Klinik: Symposium zur Schlaganfall-Therapie


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